Von der Radrennbahn

zur MultiFunktionsHalle

Die Geschichte des Sportforums Kaarst-Büttgen

Die Radrennbahn in Büttgen war zunächst „oben ohne“

Die ersten Titel bei den Deutschen Meisterschaften 1967 bis 1969 waren die Triebfeder und die Motivation für Hans Schwelm, Hermann Dropmann und Peter Kirchhartz, sich intensiv für den Bau einer eigenen Radrennbahn in Büttgen einzusetzen.
In den Jahren 1970 bis 1972 wurde die Radrennbahn in Büttgen von dem weltweit anerkannten Bahnarchitekten Herbert Schürmann zunächst als Freiluftbahn erbaut. Es gab also Dach, keine Tribünen und auch keinen Hoteltrakt.
Bereits am 29. März 1971 wurde Richtfest gefeiert. Zur Einweihung im Juni 1971 kam der damalige NRW-Innenminister Willi Weyer per Hubschrauber, um zusammen mit dem Gemeindedirektor Arnold Möllmann und Eduard Klüber, dem Bürgermeister der Gemeinde Büttgen, die Bahn seiner Bestimmung zu überantworten.
Zur Einweihung wurde bereits ein Radrennen veranstaltet, bei dem die Zuschauer mangels Tribünen auf Traktorenanhängern saßen.
1974 ist der Hoteltrakt fertiggestellt worden.
Durch das spezielle afrikanische Sumpfhartholz ist die Bahn ist so robust, dass sie einige Jahre Wind und Wetter unbeschadet überstanden hat und bis heute im Einsatz ist.
Die große Halle wurde 1977/78 errichtet. Der Innenausbau wurde 1980 abgeschlossen. Die Tribünen der Haupthalle bieten nun ca. 1.600 Sitzplätze. Die Radrennbahn mit Holzboden wird sowohl internationalen als auch olympischen Maßanforderungen im Bahnradsport gerecht und oft von internationalen Nationalmannschaften und ProTour-Teams als Trainingszentrum genutzt.

1971 Eröffnung der Radrennbahn mit NRW-Innenminister Willi Weyer (l.)  und Bürgermeister der Gemeinde Büttgen, Eduard Klüber (r.), dahinter v.l. Gemeindedirektor Arnold Möllmann, Hermann Dropmann und Peter Kirchhartz; Foto: (c) Egon W. Vossen
1971 Eröffnung der Radrennbahn mit NRW-Innenminister Willi Weyer (l.) und Bürgermeister der Gemeinde Büttgen, Eduard Klüber (r.), dahinter v.l. Gemeindedirektor Arnold Möllmann, Hermann Dropmann und Peter Kirchhartz; Foto: (c) Egon W. Vossen
Nairo Quintana, Heinz Theisen, Erik Zabel 2017 beim geheimen Training im Sportforum Kaarst-Büttgen; Foto: Heinz-Josef Mäntz
Nairo Quintana, Heinz Theisen, Erik Zabel 2017 beim geheimen Training vom Team Movistar im Sportforum Kaarst-Büttgen; Foto: Heinz-Josef Mäntz

Die Radsportwelt ist regelmäßig zu Gast in Büttgen

Nach dem ersten Rennen zur Einweihung der großen Halle am 12.04.1980 fand ab dem Jahr 1980 zum ersten Mal am Traditionstag, dem 30. April, der „Spurt in den Mai“ statt. Seitdem wird dieses Bahnrennen ohne Unterbrechung ausgetragen. In den ersten Jahren wurde das Zweier-Mannschaftsrennen noch über 200 Runden (50 km) und später über 160 Runden (40 km) gefahren. Von Anfang an traten nationale und internationale Stars (Olympiasieger, Weltmeister, Nationale Meister) der Eliteprofis und Amateure in Zweier-Mannschaften gegeneinander an. Neben dem Hauptrennen, dem Zweier-Mannschaftsrennen, kamen immer wieder auch Sprinterrennen mit nationalen und internationalen Weltklassesportlern und verschiedene Rahmen-Wettbewerbe, u.a. auch für die Jugend und Schüler, zur Austragung. Heute hat sich das Programm zu einem Vielseitigkeitswettbewerb für Zweier-Mannschaften weiter entwickelt, bei dem natürlich auch der Nachwuchs im Rahmenprogramm nicht zu kurz kommt.

In Büttgen fanden in den Jahren 2002 und 2008 die Deutschen Bahnradsport-Meisterschaften und 2002 die Bahnradsport-Europameisterschaften statt.
Ein Höhepunkt für den lokalen Radsport war es, als am 2. Juli 2017 die zweite Etappe der in Düsseldorf gestarteten Tour de France durch das RadSportDorf Büttgen führte.

Die Rettung des Sportforums Kaarst-Büttgen

Der Erhalt und der jetzige Zustand des Sportforums musste Ende der 90er-Jahre gegen Abrisspläne der städtischen Politik aufgrund dringend notwendiger Renovierungsarbeiten hart erkämpft werden. Peter Kirchhartz und sein Team an Mitstreitern hat dabei den enormen Kraftakt vollzogen. Ihm zur Seite standen vom VfR insbesondere sein Sohn Friedhelm, Hermann Dropmann, Herbert Ahlert und Franz-Josef Kallen. Nach einer sechsmonatigen Sanierung und zugleich Modernisierung der Radsporthalle wurde das Sportforum im März 2000 wieder eröffnet und seitdem eine multifunktional nutzbare Sportstätte.
Die Büttgener Radsporthalle ist ein Landesleistungsstützpunkt des Radsportverbandes Nordrhein-Westfalen und wurde sogar als möglicher Bundesleistungsstützpunkt für den Bahnradsport des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) gehandelt. Weil es außer im Sportforum Kaarst-Büttgen nur noch drei deutsche überdachte Radrennbahnen mit einem Holzboden gibt (in Berlin, Augsburg und Frankfurt/Oder), galt die zentrale Lage in Deutschland als möglicher Standortvorteil.
Die Hoffnungen zerschlugen sich leider im Jahr 2019.

Sportforum Kaarst-Büttgen vor der Sanierung der Großen Halle im Jahr 2000; Foto: (c) by Egon W. Vossen
Sportforum Kaarst-Büttgen vor der Sanierung der Großen Halle im Jahr 2000; Foto: (c) by Egon W. Vossen
Blick in die Große Halle des Sportforums Kaarst-Büttgen von der Tribüne der Gegengerade; Foto: (c) Frank Ahlert
Blick in die Große Halle des Sportforums Kaarst-Büttgen von der Tribüne der Gegengerade; Foto: (c) Frank Ahlert

Das Sportforum ist heute eine moderne MultiFunktionsHalle

Heute ist der gesamte Komplex zu einer MultifunktionsHalle umgebaut worden. In- und ausländische Radsportler schätzen die Bahn sehr und bezeichnen sie als eine der schönsten überdachten Sportstätten, die ganzjährig als Trainings- und Wettkampfstätte dient. Viele Nationalteams, Weltmeister und Olympiasieger bereiten sich in dieser Arena auf große Wettkämpfe oder Meisterschaften vor. Selbst große Stars der Tour de France nutzen im Vorfeld der „Großen Schleife“ die Bahn zum Test und zur Abstimmung ihrer Zeitfahrmaschinen. Der große Innenraum ist aber auch bei anderen Sportarten, wie Badminton, Basketball, Inline-Skaterhockey, Fußball, Gesundheitssport, Leichtathletik, Speedskating und Schulsport sehr beliebt und wird regelmäßig als Trainingsstätte genutzt.
Neben einer Gymnastikhalle mit einer nutzbaren Innenfläche von 225 Quadratmetern ist die „Große Halle“ der zentrale und wohl auch markanteste Bau des rund 6.215 Quadratmeter Fläche einnehmenden Sportforums.
Die zweitgrößte überdachte Sporthalle im Rhein-Kreis Neuss hat eine Innenfläche von rund 4.000 Quadratmetern und bietet Sitzplätze für etwa 1.600 Zuschauer. In ihr befindet sich ein 45 x 24 Meter messendes Großspielfeld mit Bande, das z.B. für Hallenfußball oder Skaterhockey genutzt werden kann. Auf zwei kleineren Spielfeldern von 32 x 22 bzw. 15 x 12 Metern werden u.a. Basketball, Volleyball, Handball, Badminton oder Tischtennis gespielt, daneben können darauf auch Radball oder Kunstradfahren ausgeübt werden.

Warum fällt in den Kurven keiner runter?

Technische Informationen zur Radrennbahn in Büttgen

Die Büttgener Bahn im Sportforum wurde 1971 aus witterungsbeständigem afrikanischem Doussie-Afzelia-Holz gebaut — zunächst für die Nutzung im Freien. Die große Halle wurde erst 1980 errichtet. Es werden auf der 250m langen und 6m breiten Bahn Geschwindigkeiten von über 60 km/h erreicht.

Das berühmte Architektur-Büro Schürmann aus Münster baute die Bahn.

Fahrtechnik:
Die beiden Kurven der Büttgener Bahn sind für viele Fahrer eine echte Herausforderung. Sie zählen zu den steilsten der Welt (bis zu 47°).
Wer zu langsam fährt, stürzt in die Tiefe. Ein ungeübter Fahrer würde nicht bis zur blauen, höchstens bis zur roten Linie kommen, da er den Schwung erst noch entwickeln (mindestens ca. 30 km/h) und bis zum Ende der Kurve beibehalten muss. Fährt er zu langsam, richtet er sich mehr auf und läuft dann Gefahr, dass das rechte Pedal den Holzboden berührt und so das Rad aushebelt. Beim Kurven-Fahren finden nur die wirklich geübten Vollprofis die Ideal-Linie, die sogenannte „Wasser-Linie“.

Die Fahrer nutzen den Schwung der Kurve auch zur Beschleunigung auf den Geraden. Eingangswinkel und Ausgangswinkel einer Kurve sind übrigens nicht identisch.

Blick vom Bahnrand der Zielgeraden zur Steilkurve; Foto: (c) Frank Ahlert
Blick vom Bahnrand der Zielgeraden zur Steilkurve; Foto: (c) Frank Ahlert

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